Mein Leben in Albanien
- Matthias Eisenhut
- Oct 14, 2024
- 6 min read
Meine Arbeit im Projekt
Ich wohne im in der Rezidenca Don Bosko. Das ist ein Internat für Burschen, die in Shkodra zur Schule gehen, aber nicht in Shkodra wohnen. Diese Jungs kommen aus Dörfern welche meistens keine High School haben. Aufgrund der Entfernung, welche sie jeden Tag zurücklegen müssten, wohnen sie hier im Internat. Aktuell sind es 14 Burschen. Außerdem wohnen hier noch zwei Priester und ein Aspirant, also ein „Priester in Ausbildung“. Don Arben, der Direktor der Rezidenca und seit neuestem auch des Oratoriums, Don Areste ein Priester im quasi Ruhestand und David. Bis vor einem Monat war Don Giuseppe der Direktor des Oratoriums. Leider musste er aber aus familiären Gründen zurück in seine Heimat Guatemala fahren.
Meine Aufgabenbereiche in der Rezidenca sind sehr unterschiedlich. In der Früh, um 07:00, gehen wir immer zum Morgengebet und anschließend gibt es Frühstück. Da wir hier keinen Geschirrspüler haben übernehmen normalerweise die Jungs den Abwasch, nur in der Früh müssen sie logischerweise in die Schule, daher übernehmen nach dem Frühstück immer mein Mitvolontär Gabriel, David und ich diese Aufgabe. Während die Jungs in der Schule sind haben wir keine fixen Aufgaben. Allerdings ergibt es sich immer wieder, dass Kleinigkeiten erledigt werden müssen. Manchmal gehen wir für die Köchinnen oder auch für uns einkaufen, dann wieder helfen wir dem Hausmeister Sander dabei, etwas zu reparieren, aber auch David helfen wir dabei im Haus aufzuräumen, auszumisten oder etwas neu zu arrangieren. Wenn die Jungs von der Schule zurückkommen (meistens so um 13:30 herum) essen wir gemeinsam mit ihnen zu Mittag. Danach haben wir eine kleine Mittagspause, bis um 15:30 die Study Time beginnt. Da sollen die Jungs dann ihre Hausaufgaben machen und für die Schule lernen. Dabei helfen wir sie zu beaufsichtigen und gelegentlich helfen wir auch den Jungs selber, wenn sie mal bei einer Aufgabe nicht weiterkommen. Nach der Study Time gibt es Abendessen. Danach gibt es mit den Jungs noch ein Abendprogramm. Meistens wird Fußball gespielt aber oftmals auch Billard oder Tischtennis und wenn das Wetter einmal nicht so schön ist machen wir einen Filmabend.

Wenn wir gerade nicht die Study Time beaufsichtigen, dann sind wir im Herzstück unseres Projekts, dem Oratorium. Das Oratorium, oder auf Deutsch Jugendzentrum/Tageszentrum/Hort, hat sechs mal die Woche, am Nachmittag für vier Stunden offen. Hier kommen die Kinder und Jugendlichen aus der Stadt zusammen um zu spielen. Dabei wird dann auch wieder sehr viel Sport gemacht. Zum Beispiel Fußball, Volleyball oder Basketball. Natürlich will nicht jedes Kind immer nur Ballspielen. Mit diesen Kindern spielen wir dann meistens Karten oder manchmal unterhalten wir uns einfach nur mit ihnen. Unsere Hauptaufgabe ist es hier zu schauen, dass alle Spaß haben. Das bedeutet aber auch, wenn wir sehen, dass ein Kind alleine herumsteht und niemanden zum Spielen hat, gehen wir auf das Kind und binden es in die Spiele ein.


Dieses Oratorium wird von den Salesianer Don Bosco betrieben. Das ist ein katholischer Orden welcher von Giovanni Don Bosco, im Jahr 1859 gegründet wurde. Dieser war ein Priester, welcher während seines Theologiestudiums in Turin, auf die Kinder der Stadt zugegangen ist und diese zu sich ins Kloster eingeladen hat. Er hat ihnen dort einen Raum gegeben um zu spielen, zu essen und um „einfach Kind zu sein“. Da der Lärm der Kinder, die anderen Priester im Kloster gestört hat, hat Don Bosko eine alte Farm ein wenig außerhalb Turins gekauft und dort das erste Oratorium eröffnet. Die Salesianer setzen diese Lehren Don Boscos nun um, in dem sie auf der ganzen Welt solche Oratorien gegründet haben.
Besondere Aktionen im Oratorium
Das Oratorium ist nicht nur ein Ort, zu dem Kinder hinkommen um zu spielen, über das Jahr verteilt werden auch verschiedene Aktionen organisiert. Da es sich wie erwähnt bei den Salsianer Don Bosco um einen katholischen Orden handelt, haben viele dieser Aktionen mit dem katholischen Glauben, der Kirche und den Lehren Don Boscos zu tun.
Eine dieser Aktionen ist der Klub Savio. Dieser hat erst letzten Sonntag (13.10.) stattgefunden. Da sind die Kinder der 6. und 7. Klasse, nach der Sonntagsmesse ins Oratorium gekommen und haben den Tag mit uns verbracht. Es wurde gespielt gebetet und reflektiert.

Allerdings sind nicht alle Aktionen religiös. Denn auch wenn das Oratorium von einem katholischen Orden betrieben wird, dürfen grundsätzlich alle hier herkommen, egal welche Religion, welches Geschlecht oder welche Herkunft. Außerdem war eine der Lehren Don Boscos, dass Kinder nicht nur spielend aufwachsen sollen, sie sollen auch etwas lernen. Dafür gibt es jeden Samstag die „Group Formimi“. Da werden die Kinder nach Alter, bzw. nach Jahrgang, in Kleingruppen eingeteilt. Jede Gruppe hat 2-6 fixe Animatoren, die mit ihnen, jede Woche für eine Stunde Programm machen. Ich bin gemeinsam mit zwei anderen, Animator der Gruppe der 8. Klasse „Pëllumbri“ (auf Deutsch „Die Tauben“). Letzten Samstag haben wir zum Beispiel über das Thema Gesundheit gesprochen. Dabei mussten die Kinder als erstes, durch ein kleines Spiel, das Thema erraten. Danach gab es einen Brainstorming, bei dem Kinder alles was ihnen zu dem Thema einfällt aufgeschrieben haben und anschließend haben wir über die Dinge die aufgeschrieben wurden, gesprochen.


Außerdem gibt es im Oratorium auch noch eine Fußballakademie, einen Volleyball- und Basketballkurs und auch Mal-, Sprach- und Musikkurse.
Der Sommer im Projekt
Die wahrscheinlich intensivste Zeit bisher waren definitiv die Summer Games. Diese dauerten den gesamten Juni und sogar noch eine Woche im Juli (Sommerferien gehen hier von Anfang Juni bis Anfang September). In dieser Zeit kamen regelmäßig ca. 1000 Kinder und Animatoren ins Oratorium und sind in den verschiedensten Spielen gegeneinander angetreten. Dabei ging es darum Punkte für das eigene Team zu sammeln, so dass es am Ende natürlich einen Sieger gab. Die Summer Games sind für die meisten Kinder und Jugendlichen hier das Highlight des Jahres. Auch für die Eltern ist es eine riesen Erleichterung, denn viele wissen nicht wie sie sonst ihre Kinder betreuen sollen, während sie arbeiten.
Nach den Summer Games gab es noch drei Summer Camps. Das Kamp Savio für die Kinder der 7. und 8. Klasse, das Kamp Bosko für die Kinder der 9. und 10. Klasse und das Kamp WIP für die Kinder (oder eher Jugendlichen) der 11. und 12. Klasse. Jedes dieser Camps hatte als Thema einen Film, nach diesem das Camp ausgerichtet wurde. Über das Kamp Savio kann ich leider nichts berichten, da dieses von meinem Mitvolontär Gabriel begleitet wurde. Auf den anderen Camps war ich mit dabei. Auf dem Kamp Bosko war der Film „The Greatest Showman“ das Thema. Deswegen wurde sehr viel Zeit damit verbracht, über Dinge wie Treue und „man selbst sein ohne sich zu verändern“ nachgedacht. Das Thema vom Kamp WIP war dann der Film „Klick“. Da ging es ums „in der Gegenwart leben“ und auch darum Zeit für seine Familie und Freunde zu haben. Selbstverständlich wurde auf diesen Camps auch viel gespielt. Wir haben in einem Haus in Razem, einem kleinen Bergdorf nördlich von Shkodra gewohnt. Da es zu der Zeit in Shkodra täglich um die 37-40 Grad gehabt hat, waren die 25 Grad Höchsttemperatur in den Bergen eine willkommene Abwechslung.

Meine Freizeitgestaltung
Auch wenn es bisher nicht vorkam, haben wir hier natürlich auch Freizeit. Die Jungs aus der Rezidenca fahren über das Wochenende heim, außerdem gibt es nicht immer etwas am Vormittag zu tun. In der Freizeit machen mein Mitvolontär Gabriel und ich oft Ausflüge, um die wunderschöne Natur Albaniens zu entdecken. Außerdem haben wir uns mit einigen Animatoren aus dem Projekt, bereits angefreundet. Um unsere albanischen Sprachkenntnisse zu vertiefen, gehen wir auch des öfteren, mit ihnen, einen Kaffee trinken. Das ist ein fixer Bestandteil der albanischen Kultur. Da Sonntags das Oratorium geschlossen bleibt und wir Montags erst am Nachmittag arbeiten müssen, ist das natürlich die perfekte Gelegenheit für einen zwei Tages Ausflug in die albanischen Alpen. Außerdem haben wir natürlich auch Urlaub zur Verfügung. Den haben wir auch schon einmal genutzt, für einen Roadtrip in den Süden Albaniens. Dabei stand ein wenig Sightseeing, ein wenig wandern und auch ein wenig am Strand liegen am Programm. Während der Norden eher bekannt ist für die Berge und auch für die historischen Städte und Dörfer ist der Süden ein beliebtes Reiseziel für Strandurlaube.



Wie fühle ich mich im Projekt?
Da ich ein eher introvertierter Mensch bin, war ich am Anfang etwas nervös, wie es mir hier gehen wird. Allerdings ist diese Nervosität sehr schnell vergangen, da hier die meisten Menschen sehr offen sind. Mittlerweile hab ich mich hier sehr gut eingelebt und „meine Platz“ im Projekt gefunden. Wie vorher bereits erwähnt hab ich mich sogar mit einigen Animatoren anfreunden können, so dass ich mit diesen auch Dinge, außerhalb des Projekts unternehme. Außerdem besucht uns nächste Woche der österreichische Botschafter. Aber über dieses Treffen schreibe ich dann beim nächsten Mal.
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